Deutscher Tourenwagenmeister öffnet Werkstatttüren

08.05.2013

Ohrenbetäubend laut, aber super professionell: In 2,7 Sekunden wechseln die 12 Mechaniker beim nachgestellten Boxenstopp die Reifen des Rennwagens.

Erster Bürgermeister Josef Flatscher (re) gratuliert Herbert Schnitzer zum großen Erfolg.

(mk) So einen Termin gibt es nicht alle Tage: Schnitzer Motorsport hat für BGM Josef Flatscher, Stadtrat und WIFO-Mitglieder seine Werkstatttüren geöffnet. Der Blick hinter die Kulissen des aktuellen Deutschen-Tourenwagen-Meisters (DTM) lockte dann auch 80 Interessierte in die Görlitzer Straße 2a im Freilassinger Industriegebiet. Und ließ die Herzen vor allem der Männer höher schlagen. Die aktuellen Rennwagen, aber auch die renommierten Siegerautos konnten bestaunt werden.

 

Mit einer „süßen“ Rennszene aus Schokolade gratulierte der WIFO-Vorstand um Petra Aicher und Gerhard Münkel dem Teamchef Herbert Schnitzer sowie Charly und Dieter Lamm für ihre tollen Erfolge. Und statt der obligatorischen Sektdusche übergab Bürgermeister Josef Flatscher eine große Weissbräu-Flasche an das Erfolgstrio. „Es ist schon eine tolle Geschichte, was aus Schnitzer geworden ist“, sagt er anerkennend.


Seit 1963 ist der Name Schnitzer Motorsport fest mit den Rennstrecken dieser Welt verbunden. Etliche Siege konnte das Team einfahren. Auf einer Tafel in der Werkstatt sind die ganzen Triumphe aufgelistet. Darunter zum Beispiel der erste Platz beim 24-Stunden-Rennen von LeMans 1999 oder der Sieg beim 24 Stunden-Rennen am Nürburgring 2010. Und: Natürlich 2012 die Deutsche-Tourenwagen-Meisterschaft mit Fahrer Bruno Spengler. „Wir sind stolz auf die Mannschaft. Diesen Erfolg können wir nicht toppen, jetzt sind wir die Gejagten“, sagt Herbert Schnitzer schmunzelnd.


Wer sich für Autorennen interessiert, weiß, welches Ansehen Schnitzer Motorsport im Rennsport hat. Die WIFO-Mitglieder konnten sich jetzt auch ein Bild davon machen, wie spektaktulär die Arbeit an der Strecke ist – vor allem, wie ohrenbetäubend laut: Der eine oder andere hielt sich erschrocken die Ohren zu, als das Team vor der Werkstatt einen Boxenstopp zeigt. Keine drei Sekunden dauert es, bis die 13 Mechaniker in ihren blauen Anzügen und weißen Helmen die vier Rennreifen gewechselt haben. Noch schnell den Wagen wieder abgelassen und die Fahrt könnte weitergehen.


Jeden Tag üben die Mechaniker diese Szene im Keller des Schnitzer-Hauses. Denn im Rennen kommt es auf jede Sekunde an, da müssen die Handgriffe sitzen. „Die Motoren sind bei den meisten DTM-Autos recht ähnlich. Egal ob von Mercedes, Audi oder BMW“, erklärt Dieter Lamm. Er ist zusammen mit seinem Bruder Charly für die Einsätze an der Strecke verantwortlich. Daher seien andere Faktoren für Sieg oder Niederlage ausschlaggebend. Zum Beispiel wie gut der Boxenstopp klappt, aber auch wie stabil das Auto in der Kurve bleibt, wie es sich beim Bremsen verhält oder welches Gewicht das Auto hat. Die aktuellen Modelle, übrigens vom Typ BMW M 3, bestehen aus einem Kohlefaser-Chassi und sind daher deutlich leichter als ein vergleichbarer Straßenwagen. Sie wiegen 1020 Kilogramm, das Modell für die Straße rund 1600 Kilo.


Die technischen Daten interessieren die Besucher: Die Rennwagen haben 500 Pferdestärken unter der Haube und brauchen rund 2,3 Sekunden um von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Völlig zerlegt stehen zwei aktuelle Rennwagen in der Werkstatthalle. Sie kommen gerade von einem Testrennen in Hockenheim zurück. „Nach jedem Start werden die Autos komplett auseinander gebaut“, erklärt Dieter Lamm. Bei BMW in München werden die Teile auf Qualität und Schäden – zum Beispiel Risse – geprüft, die Getriebe montiert ein Mechaniker einen Stock tiefer in der Keller-Werkstatt. Übrigens ein normales 6-Gang-Getriebe, das der Fahrer mit einer Wippe am Lenkrad schaltet.


Schnitzer Motorsport arbeitet intensiv mit BMW zusammen. „Wir sind als BMW Werksteam die Einsatz- und Weiterentwicklungscrew, bei BMW werden die Rennautos und Motoren konstruiert.“ Die sieben Schnitzer-Ingenieure im ersten Stock der Rennabteilung in Freilassing tüfteln die technischen Feinheiten aus, sie führen und betreuen die Rennfahrer und die BMWs bei den Tests und Rennen. Am DTM-Rennwochenende stehen den beiden Fahrern Bruno Spengler und Dirk Werner alle Renningenieure und jeweils sechs Team-Mechaniker zur Seite. Insgesamt stehen 26 Rennexperten in der Box.


Nach dem Rundgang sind die Besucher beeindruckt vom Einblick in die Welt des internationalen Motorsports. Natürlich auch von der Professionalität, der Technik und – nicht zuletzt – von den Autos selbst. WIFO-Vorsitzende Petra Aicher dankte für den spannenden Termin. „Wir sind stolz, dass wir einen weltweit bekanntes Unternehmen in unseren Reihen haben.“