Ein Blick hinter die Tore des neuen Kiefel-Campus

07.11.2013

Mitglieder des Wirtschaftsforums besichtigen weltweit tätiges Freilassinger Unternehmen


Freilassing (mk) – Die Produkte, die mit Kiefel-Maschinen gefertigt werden, hatte wahrscheinlich schon jeder mal in der Hand. Seien es die goldenen Plastikkästchen, in denen köstliche Toffifee-Pralinen stecken. Oder die Einschübe, mit denen Leibnizkekse knackig bleiben. Auch die Kühlschrank-Innentür in der eigenen Küche, diverse Trink- und Joghurtbecher, der Infusionsbeutel im Krankenhaus, das Armaturenbrett im Auto. Die Freilassinger Kiefel GmbH entwickelt modernste Maschinen, die weltweit im Einsatz sind. Mitglieder des Wirtschaftsforums Freilassing (WIFO) bekamen nun beim Rundgang über den neuen Kiefel-Campus in der Freilassinger Sudetenstraße Einblicke in die Erfolgsgeschichte eines weltweit agierenden Unternehmens. „Wir sind froh, dass wir so einen starken Partner in unseren Reihen haben“, sagt Florian Zeif, Mitglied des WIFO-Vorstands.


Verpackungslösungen für die Lebensmittelbranche zu finden, ist ein Geschäftsbereich der Kiefel GmbH. Dazu kommen Produkte für die Medizintechnik und die Automobilbranche. „Sie können uns nicht entkommen“, sagt Thomas Halletz, einer von drei Kiefel-Geschäftsführern, augenzwinkernd und meint die Vielfalt der auf Kiefel-Maschinen gefertigten Produkte.


Die Kiefel GmbH gehört seit 2007 zur Brückner-Gruppe in Siegsdorf, die sich auf den Kunststoffmaschinen - und Anlagenbau spezialisiert hat. Insgesamt setzt sich die Gruppe aus vier Unternehmen zusammen, die alle auf dem weltweiten Markt zuhause sind. Im Jahr 2012 konnte Kiefel einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro verbuchen, die GmbH ist Arbeitgeber von insgesamt rund 435 Mitarbeitern. Kiefel ist weltweit vernetzt mit eigenen Niederlassungen in Russland, Benelux, Frankreich und Brasilien. In China, USA, Indien und der Slowakei stehen ebenfalls Kiefel-Mitarbeiter als Ansprechpartner bereit. Auch in Freilassing hat sich das Unternehmen ausgebreitet: Auf knapp 40.000 Quadratmetern an unterschiedlichen Standorten werden Kiefel-Lösungen erarbeitet. Firmen wie BMW, VW, Liebherr, Bosch-Siemens, General Electrics oder Fresenius gehören zu den Kunden.


Bei der Besichtigung dürfen die WIFO-Mitglieder einen Blick in die Hallen werfen und erfahren von Thomas Halletz einiges über den Betrieb. Dass in der Automobilbranche zum Beispiel eng mit den Designern zusammengearbeitet wird. „Wir testen hier, wie weit sich Kunststofffolie strecken lässt, dann können die Designer bei BMW erleben, wie diese aussieht und sich anfühlt“, erklärt der Geschäftsführer. Dies sei zum Beispiel wichtig, um Bauteile zu optimieren. Oder zu überprüfen, wie die Optik des Kunststoffs an Problemzonen wie Ecken und Kanten der Innentüren sei.
Aprospros testen: Auf dem neuen Campus ist ein Technologiezentrum entstanden, in dem Grundlagentests für Kunden und Partner mit neuen Materialien stattfinden können. Kiefel-Ingenieure entwickeln dort auch – in enger Zusammenarbeit mit Kunden – nach deren Wünschen und Anforderungen ganz spezifische Maschinen oder Prototypen. Qualität und Kompetenz sei die Devise, denn sonst sei keine deutsche Firma gegen die Konkurrenz aus den Billigländern gewappnet.


Im Mittelpunkt steht die Arbeit mit Kunststoff – für Halletz ein Produkt, das zu Unrecht in der Kritik steht. Der Einsatz von Kunststoff im Nahrungsmittelbereich sei umweltfreundlicher als Glas oder Papier. Bei Altpapier sei zum Beispiel viel Energie und Chemie nötig, um es wieder zu verwenden und auf den Markt zu bringen.
In einer Stunde können auf Kiefel-Maschinen bis zu 110.000 Trinkbecher aus Polypropylen (PP) gefertigt werden, einem reinen Kohlenwasserstoff, der nach Gebrauch unschädlich wie Wachs wieder verbrennt. Viele WIFO-Mitglieder zeigen sich erstaunt. „Aber wie ist es mit Weichmachern?“, möchte eine der Besucherinnen wissen. „Gesundheitsschädliche Weichmacher sind mit dem Polyvinylchlorid, also PVC, im Bereich Kunststoff für Lebensmittelverpackungen in West-Europa verschwunden“, sagt Halletz. Die oft in der Kritik stehende Wasserflasche aus Kunststoff habe zu Unrecht einen schlechten Ruf. „Sie besteht aus Polyethylen, kurz PET, lässt sich gut wiederverwerten und ist gesundheitlich unbedenklich.“ Weichmacher gebe es zwar schon noch, räumt Halletz ein, aber nur bei Fenstern oder Parkbänken aus PVC.


Nachhaltigkeit ist nicht nur bei Kiefel-Produkten Thema. Modern, mit viel Glas und offen sind die neuen Büros in der Sudetenstraße gestaltet. Beim Neubau wurde zukunftsorientiert investiert. Halletz ist stolz darauf, dass das Unternehmen zum Beispiel seine Energiekosten durch den Campus-Neubau um 30 Prozent reduzieren konnte.


Energie wieder aufladen konnten dagegen die Besucher des WIFO: Mit einem kleinen Imbiss am Ende des Rundgangs bedankte sich das Unternehmen für das Interesse. Die WIFO-Mitglieder zeigten sich beeindruckt: „Man fährt so oft an den Kiefel-Gebäuden vorbei, weiß aber gar nicht, welch ausgeklügelte und weltweit im Einsatz befindliche Technik dort entsteht.“