Am Freitagabend feierte er seinen 70. Geburtstag nach. Trotzdem ließ es sich Alt-Landrat Georg Grabner nicht nehmen und stand am Samstag um 9 Uhr pünktlich und gut gelaunt zum „Tag der Frau” als Ehrengast beim Promi-Frühstück im Gasthaus Wieninger Bräu zur Verfügung. Er nahm sich nicht nur sehr viel Zeit, um mit den Damen zu plaudern, sondern gewährte vor allem sehr viele private Einblicke.
Anni Klinger ist Vorsitzende des Wirtschaftsforums (Wifo), Ideengeberin und seit 24 Jahren Organisatorin des Tages der Frau. Sie dankte beim Frühstück Wieninger-Bräu-Wirt Daniel Pichler als Gastgeber als auch Karo Hangl von der Max-Aicher-Stiftung als Sponsor. Sie lobte ebenso ihre Mitarbeiterinnen Fabienne Schlövogt, Rosemarie Deubler und Christine Schauer von der Wifo-Geschäftsstelle für ihr Engagement. Einen besonderen Dank für die Unterstützung richtete Klinger an die Stadt Freilassing, die beim Frühstück von Bürgermeister Markus Hiebl und Zweiten Bürgermeister Josef Kapik vertreten war. Wie jedes Jahr durften beim „Tag der Frau” die Damen bei freiem Eintritt das Freibad, das Hallenbad Badylon und das Eisenbahnmuseum Lokwelt besuchen. Zu Alt-Landrat Grabner gewandt sagte Klinger angesichts seiner großen Feier am Vorabend: „Ich finde es total stark, dass Du gekommen bist.” Der wiederum berichtete, dass er standhaft geblieben und die Feier um 1.45 Uhr verlassen habe, weil es ihn freue, beim Damenfrühstück dabei zu sein.
Seit seine Amtszeit als Landrat Ende April 2020 endete, habe er bewusst unter alle parteilichen und politischen Verpflichtungen einen Schlussstrich gezogen, so Grabner. Nach einem kurzen Abriss über seinen beruflichen und politischen Werdegang erzählte er von seinem Plan, an der Universität Salzburg Geschichte studieren zu wollen, was sich wegen Corona verschoben habe. „Ich möchte in Präsenzunterricht und unter Leuten sein“, sagte er. In seiner Freizeit fahre er gerne mit dem Rad, gehe in die Berge, walke, lese und höre gerne Musik.
Inzwischen habe er seine zweite Leidenschaft realisiert und sei als Hospizhelfer engagiert. Er berichtete von den Anfängen der Palliativ- und Hospizhilfe im Reichenhaller Krankenhaus ab dem Jahr 2006 als erste im südostbayerischen Raum, dem darauf folgenden Netzwerk Hospiz, der stationären Hospizhilfe in Bernau (Landkreis Rosenheim) und lobte die engagierten Ärzte und ehrenamtlichen Helfer. Grabner erzählte von seiner Cousine und seinem Vater, die beide jung mit Anfang 50 gestorben waren: „Meine Mutter hat mich und meine Geschwister durchgebracht.” Er sei ihr sehr dankbar. Er selbst begleite im Moment zwei Menschen als Hospizhelfer. „Man muss sich damit identifizieren, aber diese Aufgabe ist unheimlich bereichernd und gibt einem soviel zurück“, so Grabner und fügte hinzu: „Ich bin so froh, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe.”
Er habe festgestellt, dass, wenn man im Leben eine Tür zumache eine andere aufgehe: „Man muss die Tür nur sehen.” Man lerne neue Menschen und Sichtweisen kennen. Er sei in seinem Leben „rundherum zufrieden”, lebe bewusst und dankbar für jeden Tag. Er betonte: „Wenn man für jemand da sein kann ist das keine Last, sondern bereichernd.” Genauso sei es für ihn an diesem Tag als Ehrengast beim Frühstück zum Tag der Frau. „Frauen bringen neue Sichtweisen mit und das tut uns gut”, meinte er aus Sicht des erfahrenen Politikers. Er ermutigte die Frauen, sich einzubringen: „Kommunalpolitik ist die Schule der Demokratie … wir brauchen alle Bevölkerungsgruppen und auch die Frauen.”
Freilassings Bürgermeister Markus Hiebl schilderte, dass ihm seine Mutter ein Vorbild gewesen sei und er ihre Werte übernommen habe. Sie sei ein liebenswerter Mensch gewesen, die immer ein offenes Ohr gehabt habe. Das habe er für sich mitgenommen. Er bedauerte den fortschreitenden Egoismus in der Gesellschaft, der vor allem durch die sozialen Medien befeuert werde. Der „Wahn”, andere zu bewerten und zu beurteilen führe in eine falsche Richtung. Frauen seien sensibler als Männer, so Hiebl. Aufeinander zugehen und zuhören sei wichtig. Ein gutes Beispiel dafür sei Stadtrat Franz Krittian, der erst kürzlich für sein 50-jähriges Engagement in seinem Amt ausgezeichnet worden war (wir berichteten). Veranstaltungen wie der Tag der Frau rückten die Wichtigkeit der Damen ins Licht.
Den Tag genossen die Frauen dann auch unter anderem in der Fußgängerzone beim Sektausschank der Stadträte, an der Cocktailbar, bei Musik von Klaus Mehlig und bei den vielen Aktionen in den Geschäften. Wifo-Vorsitzende Klinger zog am Ende ein positives Resümme. Im kommenden Jahr wolle das Wifo wieder ein Bühnenprogramm bieten, wenn im Januar absehbar sei, dass dies möglich sein werde. Sie habe eine Menge Ideen. So sollten nächstes Jahr „Powerfrauen” zum Frühstück eingeladen werden, die sich als Pflegende in der Familie daheim, als Vorstand oder in sonstiger Weise engagierten. „Ich glaube, dass es unglaublich viele Powerfrauen gibt“, so Klinger gegenüber der Heimatzeitung.
Klinger bezeichnete Alt-Landrat Grabner als großes Vorbild nicht zuletzt aufgrund seines Engagements in der Hospizhilfe. Sie freue sich, dass er in der Zeit nach der Politik seinen Platz gefunden und dass er sofort sein Kommen zum Tag der Frau zugesagt habe – trotz seiner Feier am Vortag. Weiter sagte sie, dass man in Freilassing zusammenhelfe und dass es ihr deshalb solchen Spaß mache, sich hier einzubringen.
Text u. Bild: Tanja Weichold