Sporterfolg ist das Ergebnis gezielter Arbeit
Vier erfolgreiche Sportler der Region geben beim Expertentalk bei der Gesundheitsmesse Einblicke in ihr Training
Bei der 1. Freilassinger Gesundheitsmesse des Wirtschaftsforums (Wifo) am Samstag im Rathaussaal gab es die Gelegenheit, eine echte Olympiamedaille in die Hand zu nehmen. Die Snowboarderin Ramona Hofmeister aus Bischofswiesen hatte ihre bronzene dabei, die sie bei ihrem Olympiadebut 2018 in Pyeong Chang gewann. Sie und der Triathlet Niklas Hirmke, Eisstockweitschütze Andreas Weber und der ehmalige Co-Trainer der Biathlon-Damenmannschaft, Tobias Reiter, gaben beim „Expertentalk” mit Moderatorin Katja Ilnizki auf der Bühne allerhand interessante Einblicke aus ihrem Sportlerleben.
Niklas Hirmke (RSV Freilassing) aus Ainring entdeckte mit 13 Jahren sein Interesse für Triathlon, wobei Laufen seine beste Disziplin sei, wie er sagte. In der Vorbereitungszeit widme er jeder Sportart eine eigene Trainingseinheit. Je näher der Wettkampf rücke, kopple er die Trainings miteinander und intensiviere sie. Im Winter absolviere er eher ruhige und lange Trainings, erzählte er weiter. Das seien fünf bis sechs Stunden täglich. „Im Winter legt der Triathlet seinen essentiellen Grundstock.” Neben Kraftausdauer und schwimmspezifischen Einheiten umfasse sein Training auch verletzungsprophylaktische Gesichtspunkte. Beruflich hat der Wirtschaft- und Recht-Student allerdings nicht den Sport im Visier.
Der 24-jährige Eisstockweitschütze Andreas Weber (EC Hofham-Freilassing) aus Ainring zeigt schon allein in seiner großen und kräftigen Statur, welche Voraussetzungen er für seinen Sport benötigt. Eisstockweitschießen sei ein Schnellkraftsport wie Speerwerfen und Kugelstoßen, erklärte er. Mit neun Jahren habe er wie sein Vater und sein Großvater mit dem „ganz normalen Wildschießen” begonnen. 2010 sei er bei einer Meisterschaft beim EC-Hofham entdeckt worden. Auf Anhieb habe er seinen Eisstock weiter geschossen, als Teilnehmer der Europameisterschaft. Inzwischen blickt er selbst auf zahlreiche Meisterschaftstitel zurück, unter anderem bei der Mannschaft-WM 2014 und 2016 als Sieger, 2016 wurde er selbst Vizeweltmeister. Auf Europa- und Deutschen Meisterschaften mischt Andreas Weber ganz vorne mit. Geldverdienen sei mit einer Randsportart kaum möglich. Er sei auf Sponsoren angewiesen, die ihn in seinem Sport unterstützen. „Ich muss ganz normal in die Arbeit gehen.” Der gelernte Elektriker absolviert gerade eine Technikerschule.
Zum Training erklärte Weber, dass in der Sommerpause der Focus auf Kraftausdauer liege. Mindestes fünf Mal die Woche hievt er schwere Gewichte. Simultan feilt er an seiner Technik. Nicht der stärkste sei in diesem Schnellkraftsport der Beste, sondern der, der die Kraft in den Eisstock bringt, deshalb sei viel Techniktraining notwendig. Aber auch Kondition und Stabilisierung der Muskeln sind für ihn wichtig, auch, um einseitigem Training entgegenzuwirken. Auf die Frage nach der Ernährung antwortete er: „Ich kann nur Muskeln aufbauen, wenn ich mich gut ernähre.”
Mit der 23-jährigen Ramona Hofmeister aus Bischofswiesen (WSV Bischofswiesen) saß eine weitere erfolgreiche Sportlerin aus der Region beim Expertentalk auf der Bühne. Die Snowboarderin war tags zuvor zum zweiten Mal in Folge in Berchtesgaden zur Sportlerin des Jahres gekürt worden. Sie stand schon mit vier Jahren auf dem Snowboard und ist seit 2016 im Weltcupteam, wo sie inzwischen einige Siege und Platzierungen feiern konnte. 2016 verabschiedete sie sich noch mit dem Titel der Juniorenweltmeisterin aus dem Nachwuchskader. Sportlicher Höhepunkt war 2018 die Olympiamedaille bei ihrer ersten Teilnahme. „Wir hatten nur ein Rennen und eine Chance”, erzählte sie.
Ramona Hofmeister absolvierte bei der Bayerischen Polizei eine Ausbildung im Rahmen der Spitzensportförderung, die sie vergangenes Jahr erfolgreich abschloss (wir berichteten). Jetzt ist die junge Polizisten mit ihrem Kaderstatus fast das ganze Jahr über für ihren Leitungssport freigestellt, ihre Dienststelle ist das Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei (BPFI) in Ainring. Wie sie nach ihren Erfolgen mit den hohen Erwartungen umgehe, wollte Katja Ilnizki wissen. „Ich mache mir keinen Druck”, erklärte Hofmeister. Sie sei mental stark, darauf sei sie stolz. „Ich geb mein Bestens und weiß, was ich kann.”
Wenngleich sie einräumte, dass die Teilnahme an den Olympischen Spielen „noch einmal etwas ganz anderes ist”. Tausende Kameras und die Menschenmenge im Zielraum, dass habe sie am Start gut ausblenden können und das sei auch notwendig. Zwei Rituale pflegt aber auch sie: Das ist ihr getigerter „Glücksschal”, den sie bei Rennen immer trägt. Zum anderen klopft sie sich vor dem Start zweimal kräftig mit den Handschuhen an den Händen auf den Helm und bringt sich damit noch einmal zusätzlich in die notwendige Spannung und Aufmerksamkeit.
Vierter Teilnehmer beim Expertentalk war Tobias Reiter aus Oberwössen. Er ist quasi Kollege von Ramona Hofmeister und inzwischen bei der Bayerischen Polizei als Ausbilder in der Spitzensportförderung beim BPFI beschäftigt. Schon früh habe er mit dem Biathlonsport begonnen und auch zahlreiche Erfolge feiern können, blickte der 33-Jährige zurück. Doch sei er letztlich über die B-Mannschaft nie hinausgekommen. So habe er schon früh in die Trainerschiene gewechselt, sei beim Bayerischen und später beim Deutschen Skiverband im Nachwuchsbereich verantwortlich gewesen. Zuletzt arbeitete er vier Jahre lang bis 2018 an der Seite von Gerald Hönig als Co-Trainer mit der Biathlon-Damennationalmannschaft.
Reiter beschrieb das Trainingsjahr eines Biathleten, das Anfang Mai mit einer Grundlagenausdauerphase beginne, unter anderem mit Mountainbiken, Berglauf und Krafttraining. Das Schießtraining gehe im Laufe des Jahres über in Belastungsschießen, im September sei der Sportler bei den Qualifzierungsrennen idealerweise in seiner ersten Hochphase. Im November beginne dann die Saison. Wenn Biathlon auch ein Einzelsport sei, so sei in einer leistungsfördernden Atmosphäre das Team wichtig. „Damit man sich gegenseitig pusht und etwas gönnt.” Privat schaltete er sportlich inzwischen um einige Gänge herunter und macht „alles a bissl”.
Nach der Ernährung und der Zeit kurz vor dem Wettkampf gefragt, sagte zum Beispiel Niklas Hirmke, dass er sich ausgewogen mit viel frischem Obst und Fisch ernähre. Auf dem Speiseplan steht aber auch rotes Fleisch. Was er nie esse, sei Fast Food. Tobias Reiter sprach von einer „der Sportart angepassten Ernährung” vor den Wettkämpfen und von der „notwendigen Lockerheit und Spaß an der Sache”. Ramona Hofmeister sagte, sie ernähre sich ausgewogen und stelle kurz vor dem Wettkampf auch nichts um. Am Abend zuvor gehe sie zeitig ins Bett, um ausgeschlafen zu sein. Das schilderte auch Andreas Weber. Bei ihm ist es so, dass er ab drei Stunden vor dem Wettkampf nicht mehr zuviel isst. „Sonst werde ich müde.” Sein Training kurz vor dem Wettkampf sei nur noch locker und gehe nicht mehr in die Tiefe. Regeneration sei wichtig.
Die Besucher der Gesundheitsmesse verfolgten den Expertentalk sehr interessiert und stellten am Ende noch Fragen an die Sportler. tw